Ratgeber und Anleitung zum Streichen der Wände

Ratgeber und Anleitung zum Streichen der Wände

 

Neue Farben bedeuten Lebensfreude und verbreiten gute Laune. Ein gut abgestimmtes Arrangement mit lebhaften Nuancen wertet die Wirkung und Atmosphäre eines Raumes deutlich auf. Sonnengelb, Orange und Rot strahlen Energie und Wärme aus und eignen sich somit bestens für ein schattiges Nordzimmer. Tiefes Meeresblau, Türkis und Smaragdgrün setzen frische Akzente auf sogenannten "Feature Walls" in Räumen mit großen Südfenstern. Eine gelungene Farbkombination kann ganz leicht für die unterschiedlichen Wohntypen entwickelt werden, wie die folgenden Beispiele zeigen.
1. Vor dem Streichen
2. Streichen
3. Nach dem Streichen
4. Auswahl des passenden Produkts zum Farbauftrag
5. Farben und ihre Raumwirkung
6. Berechnung der nötigen Farbmenge

1. Vor dem Streichen

Ein gut vorbereiteter Untergrund ist die Basis eines optimalen Anstrichergebnisses. Er muss fest, trocken, sauber und tragfähig sein. Löcher, Risse und sonstige Fehlstellen sind mit geeigneten Spachtelmassen zu schließen. Nicht haftende Altanstriche und Tapeten sollten rückstandslos entfernt werden. Bei hartnäckigen Flecken (z.B. durch Nikotin, Wasser oder Ruß) ist ein Voranstrich mit einem Isolier- und Absperrgrund zu empfehlen. Untergründe mit starker oder ungleichmäßiger Saugfähigkeit sollten mit Tiefgrund vorbehandelt werden. Dies ist die Grundlage für einen sicheren Halt der Farbe und ein gleichmäßiges Anstrichbild.
Tipp: Saugfähige Untergründe sind daran zu erkennen, dass sie sich in Kontakt mit Wasser deutlich verdunkeln. Altanstriche auf Leimfarben-Basis und kreidende Untergründe müssen vollständig abgewaschen und anschließend mit einem Tiefgrund grundiert werden.

Untergrund testen und beurteilen

Um ein perfektes Anstrichergebnis zu garantieren, ist es vor dem Streichen erforderlich die Untergrundbeschaffenheit zu testen, zu beurteilen und die geeignete Vorbehandlung vorzunehmen. So sorgen Sie für einen fest haftenden Anstrich mit gleichmäßiger Optik ohne sichtbare Ansätze, Streifen und „Wolkenbildung“.
  • Sichttest: Schauen Sie sich die zu streichende Fläche sorgfältig an. Sichtbare Schäden sind Wasserverfärbungen, Moosbildungen oder Schmutzablagerungen, Abplatzungen im Altanstrich und Rissbildungen.
  • Klopftest: Klopfen Sie die zu streichende Flächen an verschiedenen Stellen ab, um mögliche Hohlräume im Putz aufzuspüren. Diese müssen geöffnet und gereinigt, anschließend beigeputzt und behandelt werden.
  • Kratztest: Kratzen Sie mit einem spitzen Gegenstand über den Putz bzw. Altanstrich. Mürben Putz mehrere mm bis auf festen Untergrund abtragen und mit einer Innengrundierung bzw. im Außenbereich mit einem Fassaden-Tiefgrund vorbehandeln. Ein nicht tragfähiger Altanstrich platzt weg und ist vorher zu entfernen.
  • Abreißtest: Drücken Sie ein Klebeband auf den Altanstrich und ziehen Sie es ruckartig ab. Bleibt ein Stück hängen, muss die ganze Fläche auf losen Anstrich untersucht werden. Losen Altanstrich entfernen und mit einer Innengrundierung bzw. im Außenbereich mit einem Fassaden-Tiefgrund vorbehandeln.
  • Wischtest: Wischen Sie mit der Hand oder einem dunklen Lappen an verschiedenen Stellen über den Untergrund. Bröckelt Putz ab oder bleibt ein weißer Abrieb vom bestehenden Anstrich auf der Hand, muss die Fassade gründlich abgewaschen und anschließend mit einer Innengrundierung bzw. im Außenbereich mit einem Fassaden-Tiefgrund vorbehandelt werden.
  • Saugfähigkeitstest: Stark und ungleichmäßige saugende Untergründe können zu schlechter Haftung, einem „wolkigen“ Anstrichbild und sichtbaren Ansätzen führen. Zur Beurteilung der Saugfähigkeit drücken Sie einen feuchten Schwamm oder Lappen an die zu streichende Fläche. Wird das Wasser sehr schnell aufgenommen und verfärbt sich der Untergrund dunkel, ist eine Vorbehandlung mit einer Innengrundierung bzw. im Außenbereich mit einem Fassaden-Tiefgrund notwendig.
  • Fingernageltest (nur für Fassaden): Drücken Sie die Fingernagelspitze etwa drei Sekunden in den Altanstrich. Entsteht eine Druckstelle, die nach kurzer Zeit wieder verschwindet, handelt es sich um eine dauerelastische Fassadenbeschichtung. Diese kann nicht mit herkömmlichen Fassadenfarben überstrichen werden. Wenden Sie sich in diesem Fall bitte an einen Fachmann.

Untergrund ausbessern und vorbereiten

  • Flächen reinigen: Mit einem leicht angefeuchteten Tuch können oberflächliche Verschmutzungen abgewischt werden. Gegen Fettflecken hilft ein mit warmem Wasser und etwas Anlauger benetzter Schwamm. Mit reichlich Wasser nachwaschen.
  • Schimmel- und Stockflecken entfernen: Schimmel- und Stockflecken, die durch kleine schwarze Punkte auffallen zunächst trocken abwischen (Grobstaubmaske tragen). Anschließend mit Schimmelentferner einsprühen und eintrocknen lassen. Danach mit Wasser und Schwamm abwischen.
  • Wasser- und Nikotinflecken behandeln: Wasser- oder auch Nikotinflecken bilden keinen haltbaren Untergrund für einen Neuanstrich. Sie müssen daher mit einer Isolier- und Absperrfarbe vorgestrichen werden.
  • Rostflecken behandeln: Roststellen mit einer Drahtbürste abreiben und umliegenden Putz mit „Klopf- und Kratztest“ auf Haltbarkeit untersuchen. Anschließend betroffene Flächen säubern die Stellen mit Rostschutzgrundierung isolieren.
  • Altanstriche abwaschen: Schlecht haftende Farben oder alte Leimfarben müssen gründlich mit Wasser, Tapetenablöser und Quast abgewaschen werden. Leimfarben erkennen Sie daran, dass sich die Farbe nach Anfeuchten mit der bloßen Hand einfach verwischen und ablösen lässt. Alte Tapeten evtl. ganz entfernen. Nach dem Trocknen eine Innengrundierung bzw. im Außenbereich einen Fassaden-Tiefgrund auftragen.
  • Risse ausgleichen: Risse werden mit einem Stielspachtel aufgekratzt und sauber ausgebürstet. Anschließend den Riss anfeuchten und mit geeignetem Spachtel ausgleichen. Nach dem Trocknen mit einer Innengrundierung bzw. im Außenbereich mit einem Fassaden-Tiefgrund vorbehandeln.
  • Ausblühungen lösen: Ausblühungen werden mit einem Spachtel abgekratzt. Anschließend die Oberfläche mit geeignetem Spachtel ausgleichen und wiederum mit einer Innengrundierung bzw. im Außenbereich mit einem Fassaden-Tiefgrund vorbehandeln.
  • Losen Putz ausgleichen: Putzschäden mit einem Stielspachtel vergrößern, bis wieder fester Putz vorliegt. Anschließend sauber ausbürsten, anfeuchten und mit geeignetem Spachtel ausgleichen. Vor dem Streichen eine Innengrundierung bzw. im Außenbereich einen Fassaden-Tiefgrund auftragen.
  • Innengrundierung bzw. Fassaden-Tiefgrund auftragen: Für den Auftrag von einer Innengrundierung und einem Fassaden-Tiefgrund einen Quast verwenden und satt auf den saugenden oder kreidenden Untergrund auftragen. Wird zu viel Grundierung aufgetragen, hinterlässt diese einen glänzenden Film auf dem Untergrund. Diese glänzenden Stellen sollten vor Auftrag der Farbe mit einem Schleifpapier angeschliffen werden, um nachträgliche Haftungsprobleme zu vermeiden.

Weitere Vorarbeiten

  • Nicht zu streichende Bereiche abdecken: Möbel, Fußböden etc. (im Innenbereich) bzw. Fensterbänke, Gehwege etc. (im Außenbereich) und andere nicht zu streichende Gegenstände und Flächen mit Abdeckfolie bzw. -vlies schützen.
  • Leisten und Rahmen abkleben: Fußleisten, Tür- und Fensterrahmen mit Malerkrepp abkleben, Steckdosen und Lichtschalter abnehmen.
  • Untergrund vorbereiten: Wie oben beschrieben Untergründe ausbessern, vorbehandeln und streichfertig vorbereiten.

2. Streichen

Allgemeines

Die Dispersionsfarben sind i.d.R. gebrauchsfertig eingestellt und müssen nur noch gut aufgerührt werden. Sie können gestrichen und gerollt werden. Darüber hinaus sind die meisten Dispersionsfarben auch für die Sprühverarbeitung geeignet. Dazu müssen sie je nach Sprühgerätetyp mit ca. 10-20 % Wasser verdünnt werden.
Um sichtbare Ansätze und Streifen zu vermeiden, sind folgende Punkte zu beachten:
  • Zusammenhängende Flächen ohne Pause und als Ganzes durcharbeiten.
  • Im Innenbereich zunächst die Decke streichen, dann die Wände. Dabei am Fenster beginnen und „vom Licht weg“ arbeiten.
  • Im Außenbereich nie bei starker Sonneneinstrahlung oder an sehr heißen Tagen streichen.
In den Arbeitspausen Pinsel und Rolle mit Plastikfolie fest umwickeln – so trocknet keine Farbe an. Grundsätzlich sollten Dispersionsfarben nicht unter +5 °C verarbeitet werden.

Streichen Schritt für Schritt

Böden und Möbel mit Folie abdecken, Fenster- und Türrahmen mit Malerkrepp abkleben
  1. Zuerst Ecken und Kanten mit einem Heizkörper-/Flachpinsel streichen.
  2. Farbrolle leicht anfeuchten, zur Hälfte in Farbe tauchen und sorgfältig einrollen.
  3. Im „Kreuzgang“ arbeiten: Zunächst 2 bis 3 Bahnen von oben nach unten gleichmäßig aufrollen.
  4. Anschließend quer verteilen, ohne erneut Farbe aufzunehmen und zuletzt von oben abrollen


3. Nach dem Streichen

Arbeitsgeräte nach Gebrauch mit warmem Wasser reinigen. Angebrochene Gebinde fest verschlossen aufbewahren und möglichst bald verbrauchen. Flüssige oder eingetrocknete Farbreste müssen fachgerecht entsorgt werden. Die Entsorgung kann über die Sammelstelle für Sonderabfälle Ihrer Gemeinde oder Stadt stattfinden.

4. Auswahl des passenden Produkts zum Farbauftrag

Ein neuer Anstrich im Haus ist die kostenwirksame Lösung, wenn man seinen Wohnbereich erneuern und verändern will ohne größere Renovierungsarbeiten vornehmen zu müssen. Aber natürlich benötigen Sie dazu das passende Werkzeug. Sowohl für detaillierte Arbeiten als auch für den großflächigen Anstrich gibt es ein geeignetes Werkzeug. In unserer Übersicht haben wir Ihnen eine Auswahl an Sprühpistolen, Pinseln, Rollern und anderen Hilfsmitteln zum Farbauftrag zusammengestellt.
Farbsprühsysteme - ideal, wenn man eine große Fläche schnell bearbeiten will
Wenn Sie Farbe auf einer großen Fläche auftragen wollen, sind Spritzpistolen die schnelle und einfache Variante. Wie Sie sich bestimmt vorstellen können, verursacht dieses Werkzeug ein bisschen mehr Spritzer als die anderen, denken Sie also an die längere Vor- und Nachbereitung. Sprühsysteme eignen sich besonders für Malarbeiten an Gartenzäunen, Gartenhütten oder Außengarnituren, auf denen Sie großflächig sprühen können. Wenn Sie die Pistole im Innenbereich einsetzen wollen, lohnt sich die Anschaffung eines Qualitätsprodukts. Im Allgemeinen sollten Sie darauf achten, dass der Raum ausreichend belüftet ist. Zu viel Sprühentwicklung und Nebel ist hier immer ein Thema, passen Sie also auf, dass die anderen Flächen gut abgedeckt sind.
Spritzpistolen werden gewöhnlich elektronisch betrieben, deshalb sollten Sie darauf achten, dass das Kabel lang genug ist um alle Flächen zu erreichen oder besorgen Sie sich gegebenenfalls ein Verlängerungskabel. Haben Sie das Kabel bitte immer im Blick und räumen Sie es aus dem Weg. Wie bei allen Elektrowerkzeugen sollten Sie sich an die Gebrauchsanweisung halten und gegebenenfalls eine Schutzbrille und Schutzkleidung tragen.
Farbpinsel - Klassiker in verschiedenen Größen und Materialen
Wenn Sie eine Fläche von kleinerer bis mittlerer Größe streichen wollen, ist ein Pinsel genau das Richtige. Pinsel sind einfach im Gebrauch, preisgünstig, können für mehrere Farben verwendet werden und sind leicht zu reinigen. Naturborsten (die von Tieren stammen) sind häufig etwas teurer, eignen sich aber perfekt für Farben auf Ölbasis. Kunstborsten sind eigentlich für jegliche Art von Farbe verwendbar, bevorzugt aber für Farben auf Wasserbasis, da Naturborsten das Wasser absorbieren und so die Farbzusammensetzung verändern können.
Pinsel gibt es in den unterschiedlichsten Ausprägungen, Sie sollten aber trotzdem darauf achten, dass Sie den passenden Pinsel für Ihren Bedarf auswählen. Kleine Flächen mit einem breiten Pinsel genau auszumalen kann frustrierend sein, eine große Fläche mit einem kleinen Pinsel zu streichen ist Zeitverschwendung. Wollen Sie eine Oberfläche bemalen, die aus mehreren Flächen besteht (wie zum Beispiel eine Wand mit Fußbodenleiste, einen Schrank oder eine Deckenverzierung), sollten Sie über die Anschaffung eines Pinselsets nachdenken, das aus Pinseln unterschiedlicher Größe besteht, die Sie je nach Bedarf auswechseln können.
Farbroller - können mehr Farbe aufnehmen und abgeben als Pinsel
Farbroller gibt es in verschiedenen Materialien und Größen. Bei der Auswahl der passenden Rolle ist vor allem die Beschaffenheit der Wand, die Sie streichen wollen, wichtig. Für harte Wände eignet sich ein weicheres Haar, zum Beispiel vom Schaf. Eine kürzere Faser (zum Besipiel Schaumstoff) eignet sich eher für weiche, verputzte Flächen.
Günstigere Roller können einen Kern aus Pappe enthalten, welcher sich im Laufe der Zeit auflösen könnte, daher gibt es auch Modelle aus Plastik. Schauen Sie nach robusten Metallrahmen - diese können oft separat erworben und für unterschiedliche Rollen benutzt werden.

5. Farben und ihre Raumwirkung

Kreidige Nuancen, Softeis-Pastells und die aktuellen Puderfarben eignen sich für ein Interieur mit zurückhaltend femininer, weicher Farbstimmung. Schokoladenbraun, Petrol und kühles Türkis, in Kombination mit Eichenparkett und Edelstahl wirken im Gegensatz dazu ein wenig herb und haben eine maskuline Ausstrahlung mit ausgeprägtem Kalt-Warm-Kontrast. Freches Wasabi-Grün, ein Hauch von Purpurviolett und zartes Vanille auf allen großen Flächen haben Potential, die ganze Familie zu überzeugen. Haben Sie Angst vor einem Zuviel an Farbe? Dann sind für Sie vielleicht eine der vielen Nuancen zwischen Schiefer, Beton und Lichtgrau genau das Richtige, gern zusammen mit Citro oder Limelight-Yellow, ganz wie es Ihnen gefällt.


1. Hohe Räume
Durch eine dunkler gestrichene Decke und einen maximal 10 cm breiten Streifen am Deckenrand lässt sich eine hohe Decke optisch senken.

2. Niedrige Räume
Sie wirken höher, wenn man einen helleren Farbton für die Decke verwendet.

3. Große Räume
Große Räume lassen sich durch intensive und warme Farben optisch verkleinern.

4. Kleine Räume:
Kleine Räume wirken durch helle und kühle Pastelltöne, deutlich grösser.

6. Berechnung der nötigen Farbmenge

Die Berechnung der nötigen Farbmenge können Sie anhand einer einfachen Formel ausrechnen: Raumumfang x Raumhöhe + Deckenfläche – Fensterflächen – Türflächen
Deckenfläche = a x b
Raumhöhe = e
Fensterfläche = h x i
Türfläche = f x g
Raumumfang = a + b + c + d
Achten Sie darauf, dass strukturierte oder stark saugfähige Untergründe (wie Strukturtapeten, unbehandelte Raufaser, Rauputz, Beton und Gipskartonplatten) großzügiger zu berechnen sind. Kalkulieren Sie zusätzliche Reserven für Ecken und Kanten mit ein.